Vom Hirtenhund???
Zum Familienhund!!!

Ein kurzer Abriss zur geschichtlichen Entwicklung des Tibet Terriers.

Zur Entstehungsgeschichte der Vorfahren unseres heutigen Tibet Terriers
gibt es in neuester Zeit immer mehr gesicherte Erkenntnisse.
Die Ähnlichkeit mit anderen Hirtenhunden,
besonders denen aus dem osteuropäischen Raum, ist sicher kein Zufall.

Deren erstes Auftreten in Europa fällt in die Zeit der Feldzüge nomadisierender Viehzüchter.
Die Vorfahren dieser Hirtenhunde haben ihren gemeinsamen Ursprung in einer Hunderasse,
die zu dieser Zeit in den Steppen Zentralasiens vorkam und als Begleiter mitgeführt wurden.
Mitgeführte Viehherden sicherten die Ernährung der berittenen Krieger jener Zeit.
Ein Umstand, der wesentlich zur Verbreitung der Vorfahren dieser Hunde beitrug,
auch weit über der asiatischen Raum hinaus.

Herr Adolf Kraßnigg widmet in seinem neuen E-Book "Tibet Terrier wohin?" ein Kapitel:
"Wie Menschen und Hunde nach Tibet kamen."
Lesenswert für alle, die tiefgründig recherchierte Informationen
über die geschichtliche Entwicklung der Bergvölker des Himalaya
und deren Hunde suchen!

Die Tibeter bezeichneten ihre langhaarigen Hunde als "Apsos",
was soviel bedeutet wie: "gänzlich mit Haar bedeckt".

Der kleine Apsotyp, er entspricht dem heutigen Lhasa Apso,
wurde bevorzugt als Haushund und in Klöstern gehalten.

Der größere Apso, der für Aufgaben außerhalb des Hauses gehalten
und auch als Begleiter tibetischer Reisender eingesetzt wurde,
kann als Ahne des Tibet Terriers gelten.

Anmerkung!
Alle, deren Rassebeschreibung des TT mit den Worten beginnt:
... Der Tibet Terrier ist kein Terrier, sondern ein Hütehund aus dem Hochland von Tibet ...
sollten auch das Kapitel "Was ist das ursprüngliche Wesen des Tibet Terriers?"
des vg. Buches lesen.

Denn der TT wurde in Tibet niemals zum Hüten eingesetzt.
Dazu, speziell zum Schutz der Herden, waren der Do Khyi
und eine kaum bekannte weitere Rasse, der KyiApso da!!!


Diese tibetischen Hunderasse  wurde von Frau Hedy Nouc,
ehemalige 1. Vorsitzende des ILT, 1980 im "UR" beschrieben.

Den Link zu der interessanten Reisebeschreibung habe ich bei der "Quellenangabe" eingefügt.


Der Tibet Terrier dagegen diente ausschließlich als Wachhund,
er meldete mit seinem Gebell, wenn er etwas Verdächtiges bemerkte.

Noch heute bezeichnen die in Nepal lebenden Tibeter diese Hunde als "Street Dog" - Straßenhund!
Es gibt verlässliche Quellen die berichten, dass der TT Reisenden, die im Freien übernachteten
als Wachhund, aber auch als "Wärmflasche" diente.

Die Eigenschaft, engsten Körperkontakt zu seinem Besitzer zu suchen,
hat sich bis heute erhalten.


Die Abschottung der Bergvölker des Himalaya und die Unzugänglichkeit dieser Region,
bis zur Kolonialisierung des indischen Subkontinentes trägt Schuld daran,
dass der westlichen Zivilisation relativ wenig
über die Lebensweise dieser Völker bekannt wurde.

Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts brachen immer mehr Expeditionen auf,
um die Bergwelt des Himalaya zu ergründen.

Ein zweiter Umstand, der die Verbreitung tibetischer Hunderassen
außerhalb dieses Territoriums lange Zeit verhinderte,
liegt im buddhistischen Glauben der Bewohner dieser Gebiete begründet.

Deren Glaube verbot, einen Hund (als ein Wesen mit einer "Seele") zu verkaufen.
Die Weitergabe erfolgte ausschließlich als Geschenk
und war Zeichen besonderer Hochachtung und Wertschätzung des Beschenkten.


Als die ersten Exemplare dieser Hunde nach England gebracht wurden,
fanden sie großes Interesse und man war bemüht, einen Standard zu erstellen.
Diese Rasse ließ sich jedoch nicht eindeutig in eine der englischen Rassegruppen einordnen.

So nannte man sie einfach "Lhasa Terrier".
Die Rasse wurde in England bis 1931 als "Lhasa Terrier" geführt und gezüchtet.
Erst im Jahr 1931 erfolgte durch den englischen Kennel Club
eine Anerkennung als eigenständige Rasse und zwar unter dem Namen Tibet Terrier.

Diese Bezeichnung ist aber unzutreffend und stiftet bis heute Verwirrung,
der Tibet Terrier hat, weder nach Herkunft noch in seinen Wesen, etwas mit dem Terrier zu tun!


Herr Thomas Lang beschreibt ausführlich im 1. Kapitel seines 1991
im Charisma-Verlag Paretz erschienenen Buches "Tibet Terrier?"
die Geschichte und Entwicklung des Tibet Terriers.
Das Buch war bereits kurz nach Erscheinen vergriffen und wurde nicht neu aufgelegt.

... Die planmäßige Zucht des Tibet Terriers begann,
als der englischen Ärztin Dr. Greig, die in Indien tätig war,
eine Hündin als Welpe und 1 Jahr Jahr später ein Rüde
von einem tibetischen Händler als Dankgeschenk überreicht wurde.
Im Jahr 1924 fiel in Indien der erste Wurf aus dieser Verpaarung.
Nach ihrer Rückkehr nach England züchtete sie dann die ersten Hunde dieser Rasse in Europa ...


Dieser Teil zur Geschichte der "Lamlehs" ist allgemein bekannt
und soll hier nicht weiter kommentiert werden.

1937 und 1939 kamen erfolgreiche englische Nachzuchten des Tibet Terriers nach Italien und Dänemark,
Im Jahr 1939 auch nach Deutschland. (Siehe auch Link in der Quellenangabe.)
Mitte der 50-er und Anfang der 60-er Jahre wurden die Zuchtgrundlagen in den USA und in Kanada gelegt.
1959 und in den 60-er Jahren erfolgten weitere Importe dieser tibetischen Hunde aus England
in die skandinavischen Länder, in die Schweiz, nach Österreich, Frankreich und Australien.
In die Niederlanden gelangte der erste Tibet Terrier 1971,
1974 wurden in der damaligen CSSR erstmals Tibet Terrier gezüchtet.

Entscheidenden Anteil an der Zucht und Verbreitung des Tibet Terriers,
(aber auch des Polski Owczarek Nizinny - PON, das erwähne ich hier nur der Vollständigkeit halber,)
auf dem Gebiet der ehemaligen DDR hatte Frau Gertrud Gartenschläger.
Mitte der 70-er Jahre schuf sie mit einer tschechischen Hündin und einem dänischen Rüden
unter dem Zwingernamen "von Potala"
die Grundlage für manchen Tibet Terrier Züchter aus dem Osten Deutschlands.

Hunde aus dieser erfolgreichen Zuchtlinie trugen wesentlich dazu bei,
dass Tibet Terrier eine der beliebtesten Gesellschaftshunderassen nicht nur in Ostdeutschland wurden!


Unser erster Tibet Terrier war ebenfalls auf diese Linie zurückzuführen.
Bono von Katmandu/Kirata ist leider 2003 im Alter von fast 15 Jahren verstorben.
Dessen Vater "Rocky von Potalla" wurde in der DDR mehrfach erfolgreich in der Zucht eingesetzt
und brachte stets sehr schöne, typvolle Nachkommen.


Herr Uli Gelbrich geht in seinem Buch "Tibetische Hunde",
Ersterscheinung 1987, im Urania Verlag der DDR, letzte Auflage 1992 im Kynos Verlag
auf den gemeinsamen Ursprung der heutigen Rassen
des ungarischen Puli, des PON und des niederländischen Sharpendoes ein.

Den fast ausgestorbenen Schafpudel,
heute im norddeutschen Raum wieder gezüchtet, möchte ich hier noch erwähnen.
Er ist vom Aussehen her,
(mal abgesehen von der Größe - die Hündinnen sind etwa so groß wie ein Tibet Terrier Rüde,)
für Laien vom TT kaum zu unterscheiden!

Quellenangabe zur Geschichte und Entwicklung des Tibet Terriers:

Thomas Lang, "Tibet Terrier?"
Seite 10-14
Charisma-Verlag Paretz, 1. Auflage 1991
mit freundlicher Genehmigung des Autors.

"Unser Rassehund (UR)" 1980
Do Khyi-Himalaya-Schau in 3000 m. Höhe
Autor: Hedy Nouc
http://www.tibimaxe.business.t-online.de/getibimaxe/aktuell/texte/hedy.pdf

Adolf Kraßnigg,
E-Book 2017
"Tibet Terrier wohin?" mit freundlicher Genehmigung des Autors.

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